23.08.2024

Ausstellungen

Licht im Papier

James Turrell Shanta, Blatt 2 bzw. A1 der Folge «First Light», 1989 Aquatinta Graphische Sammlung ETH Zürich / © James Turrell

James Turrell dürfte vielen als Erschaffer von atmosphärischen Lichtinstallationen, die weltweit zu sehen sind, bekannt sein. Weniger bekannt sind bisher hingegen seine druckgrafischen Werke. Diesen widmet die Graphische Sammlung der ETH-Bibliothek in Zürich nun eine Ausstellung.


Sammlung der ETH Zürich

Der US-amerikanische Landart-Künstler James Turrell (*1943) zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Kunstschaffenden. Seine Arbeiten sind weltweit zu sehen, angefangen von seinem Dauerprojekt «Roden Crater» in der Wüste Arizonas über die von ihm konzipierte Kapelle im Freisinger Diözesanmuseum bis hin zu der Serie «Skyspace», die sich unteranderem im Israel Musuem in Jerusalem befindet. Aber nicht nur in seinen Licht-Raum-Installationen setzt er sich mit der Thematik des Lichtflusses und -falls auseinander, sondern auch in seinem grafischen Werk, wie die Austellung in der Graphischen Sammlung der ETH Zürich beweist.


Installationen, die auf Licht basieren

Licht spielte zwar seit jeher für Kunstschaffende eine Rolle, es diente jedoch zumeist als Gestaltungselement. Seit dem 20. Jahrhundert spielte dann das Licht allein die Hauptrolle. Turrell nutzt es auf radikale Weise, wenn er ganze Installationen schafft, die nur auf Licht basieren. Bereits seit 1966 nutzte er es als Element seiner Kunst. Im Jahr 1984 entstanden auf Anregung durch den Verleger Peter Blum erste Druckgrafiken. Die praktische Umsetzung der Druck erfolgte in Partnerschaft mit dem Züricher Kupferdrucker Peter Kneubühler (1944–1999), aus der langen Zusammenarbeit entstand auch eine Freundschaft. In der Zeit zwischen 1984 und 1991 reiste Turrell regelmäßig in die Schweiz, um mit Kneubühler Drucke zu fertigen. In seinen Radierungen, die er mit Aquatinta anfertigte, verzichtete er auf Linien als Stilmittel. So entstanden verschiedene, fein nuancierte Flächen in Grauabstufungen. Ihm gelingt es dabei Licht auch im zweidimensionalen Raum in Erscheinung treten zu lassen. Arbeiten wie «West Chamber» legen davon Zeugnis ab, wie auch mit einer begrenzten Farbpallette, die zwischen Schwarz, Weiß und Grau changiert, Licht dargestellt werden kann.

James Turrell West Chamber, Blatt 3 der Folge «Mapping Spaces», 1987 Heliogravüre, Aquatinta und Radierung Graphische Sammlung ETH Zürich / © James Turrell

Arbeitsprozess wird deutlich

Die Graphische Sammlung der ETH-Bibliothek besitzt über 150 druckgrafische Werke des US-Amerikaners. So kamen 2008 Probedrucke und verschiedenen Zustände in die Sammlung, darunter auch Werke aus dem Nachlass der Stiftung Peter Kneubühler. Einige der Arbeiten, die sich in der Graphischen Sammlung befinden, entstanden in Zusammenhang mit dreidimensionalen Arbeiten des Künstlers. Als Beispiele lassen sich hier die Serie «First Light» oder auch «Roden Crater» aufführen. Die Arbeit «First Light» entstand 1989 bis 1990 und verweist schon im Titel auf das Licht. Das Projekt «Roden Crater» beschäftigt den Künstler dagegen schon seit Jahrzehnten. Das Wahrnehmungskunstprojekt durchzieht einen erloschenen Vulkan in der Wüste Arizonas. Auch zu dieser Arbeit ist eine Serie, die 1985 entstand zu sehen. Obwohl diese Arbeiten eine thematische Nähe zu den dreidimensionalen Werken aufweisen, sind sie auch als eigenständige Werke zu verstehen. Neben den Druckgrafiken sind auch Skizzen zu sehen, die Turrell für diese angefertigt hat. Mithilfe dieser Skizzen lässt sich nachvollziehen, wie der Künstler seine Aquatinta-Blätter konzipierte.

James Turrell Ohne Titel, Blatt 3 der Folge «Deep Sky», 1984 Aquatinta Graphische Sammlung ETH Zürich / © James Turrell
James Turrell Ohne Titel, Blatt 3 der Folge «Deep Sky», 1984 Aquatinta Graphische Sammlung ETH Zürich / © James Turrell

Symposium begleitet die Ausstellung

In seinen Werken schafft der Künstler Turrell Schnittstellen zwischen verschieden Disziplinen. Dem studierten Psychologen und Mathematiker gelingt es dabei Architektur, Land Art, Astronomie, Luft- und Raumfahrt, Physik, Geowissenschaften, Medizin, Wahrnehmungspsychologie und Mystik zu verbinden. Diese Multiperspektivität steht bei der Ausstellung in der Graphischen Sammlung in der ETH-Bibliothek in Zürich auch im Zentrum. Dadurch gewinnt der Betrachtende einen neuen und interessanten Blick auf das vielschichtige grafische Werk des Künstlers. Sie wartet dabei auch mit unerwarteten Erkenntnissen auf. Die von Dr. Linda Schädler und Adrian Hug konzipierte Ausstellung wird begleitet von einem Symposium, das am 5. und 6. November 2024 stattfindet. Im kommenden Jahr werden die Ergebnisse des Symposiums mit Unterstützung der Doris und Thomas Amman Stiftung in einem Band publiziert.

Informationen

Die Ausstellung «Licht im Papier. Die Druckgrafik von James Turrell» in der Graphischen Sammlung der ETH Zürich ist vom 21. August bis zum 10.November 2024 bei freiem Eintritt täglich von 10 bis 17 Uhr zu besichtigen. Geschlossen ist die Ausstellung 9. September 2024 und am 8. November 2024.

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