15.07.2024

Digitalisierung

Fonds Digital für den digitalen Wandel

Die Kulturstiftung förderte den digitalen Wandel in Kulturinstitutionen mit dem Fonds Digital. Im Bild zu sehen ist der Neubau der Kulturstiftung des Bundes am Franckeplatz 2 in Halle (Saale). Foto: Jens Passoth
Die Kulturstiftung förderte den digitalen Wandel in Kulturinstitutionen mit dem Fonds Digital. Im Bild zu sehen ist der Neubau der Kulturstiftung des Bundes am Franckeplatz 2 in Halle (Saale). Foto: Jens Passoth

Die Kulturstiftung des Bundes hat Erfahrung mit der Projektförderung und ist doch überrascht, wie die Pandemie ein Projekt besonders erfolgreich machte. Die Kulturstiftung des Bundes fördert Tanzprojekte, Ausstellungen, Festivals. Sie will Ideen möglich machen und mit ihren Förderungen Impulse geben. So wurden in den vergangenen Jahren auch Digitalisierungsprojekte im so genannten Fonds Digital unterstützt. Für diesen sehr speziellen Fonds war eine fünfjährige Förderphase geplant, die 2023 planmäßig endete. Einige Institutionen stellen ihre Projekte zwar erst in diesem Jahr vor, doch mit Fonds Digital ist definitiv Schluss.


Zusammenarbeit von Groß und Klein

Julia Mai, Betreuerin des Projektes Fonds Digital bei der Kulturstiftung des Bundes, erklärt die Beschränkung auf fünf Jahre mit der Aufgabe der Stiftung. Die gebe Impulse für bestimmte Themen und entwickele – zeitlich begrenzte – Modellprogramme. Der Fonds Digital wurde entwickelt, „um den digitalen Wandel an Museen voranzutreiben und die digitalen Expertisen in den Häusern zu stärken“, sagt Mai. Dabei sei es nie darum gegangen, die reine Sammlungsdigitalisierung zu unterstützen. Vielmehr sollten Museen gefördert werden, die die Grundlagen der Digitalisierung bereits gelegt hatten und deshalb bereit und in der Lage waren, neue, innovative Digitalprojekte zu entwickeln. Außerdem hätten die Projektmittel von 15,8 Millionen sowieso nicht ausgereicht, um ganze Sammlungen zu digitalisieren.
Die Stiftung will Leuchtturmprojekte fördern und hat deshalb auch bei diesem Projekt vor allem größere Häuser angesprochen. Doch betrachtet man die Karte, die die Kulturstiftung zur Verteilung der Projekte zusammengestellt hat, sieht man, dass längst nicht in allen Bundesländern digitale Projekte entwickelt und umgesetzt wurden. Weder in Schleswig-Holstein, noch in den meisten ostdeutschen Bundesländern und im Saarland wurde ein Digitalprojekt entwickelt und gefördert, während es in Nordrhein-Westfalen mehrere digitale Gemeinschaftsprojekte gab.
„Interessanterweise haben sich größere Museen mit wesentlich kleineren Häusern zusammengeschlossen“, sagt Julia Mai. Und so profitierten vom Fonds Digital 28 große und kleine Museen, fünf Theater, zwei Opernhäuser und eine Gedenkstätte, die sich in 15 Gruppen zusammengetan hatten. Die Gemeinschaftsarbeit war eine der Bedingungen, um überhaupt eine Förderung zu erhalten.

Übersicht über die Standorte, die die Förderung des Fonds Digital. Foto: Kulturstiftung des Bundes, Infobroschüre zum Projekt.
Übersicht über die Standorte, die die Förderung des Fonds Digital. Foto: Kulturstiftung des Bundes, Infobroschüre zum Projekt.

Pandemie beschleunigte digitalen Wandel

Digitaler Wandel bedeutete in diesem Projekt nicht Digitalisierung, sondern die Anwendung bereits digitalisierter Bestände und ihre Nutzung in kreativen Projekten. Und zwar weit über die speziellen Bedürfnisse einer einzelnen Institution hinaus. Es ging schon bei den Ausschreibungen um Ideen, die auch auf andere übertragbar sein können. Deshalb wurde die Veröffentlichung „open source“ ebenso gefordert wie die Möglichkeit, Inhalte als „open access“ zur Verfügung zu stellen. Außerdem musste zusätzlich ein digitaler Partner – zum Beispiel eine Hochschule oder eine Agentur – für die Zusammenarbeit gesucht werden.
Trotz so komplexer Antragsbedingungen wurden alle Projekte umgesetzt und fast alle sind bereits veröffentlicht. Etwa „Diversify the code“, das Projekt der Hamburger Deichtorhallen und der Internationalen Kulturfabrik Kampnagel in Hamburg. Gemeinsam mit dem Chaos Computer Club haben sie eine Open-Source-Software entwickelt, die das Management von Kulturveranstaltungen vereinfachen soll.
Da es um Projekte ging, die im virtuellen und damit jederzeit und von überall her betretbaren Raum existieren, wurde auch ein Gemeinschaftsprojekt des Filmmuseums Frankfurt am Main, mit dem Museum ACMI in Melbourne, dem Australischen Nationalmuseum für Film, Fernsehen, Videospiele, digitale Kultur und Kunst, finanziert. Gemeinsam untersuchten sie, wie digitales Kuratieren „konsequent offen und partizipativ“ umgesetzt werden kann. Es ging nicht nur darum, die beiden Sammlungen zu vernetzen und den Besuchern und Nutzern die Möglichkeit zu geben, eigene digitale Inhalte für die beiden Institutionen zu kreieren. Es ging auch darum, die Anwendung für andere nutzbar zu machen.
Ebenfalls bereits vorgestellt ist das Projekt „Offene Welten“, für das sich gleich vier Institutionen für zeitgenössische Kunst zusammengeschlossen hatten. Das Museum für Gegenwartskunst Siegen, die Kestner Gesellschaft Hannover, das Museum Martha Herford und Imagine the City in Hamburg haben sich mit den Möglichkeiten digitaler Inszenierungen im Stadtraum beschäftigt. Eine wichtiger Teil der Entwicklung war die Möglichkeit der Vernetzung mit den Nutzern, die nun selbst Inhalte in die App einspeisen können.
Mannheim und Stuttgart planen die Präsentation ihres Projekts „Vom Werk zum Display“ im Juni 2024, wie Heiko Daniels im RESTAURO-Interview erzählt. Die beiden Museen haben sich für 23 Kunstwerke aus ihren Sammlungen 23 verschiedene, kunstwerkspezifische Projekte überlegt. Es ging um Antworten auf die Frage: „Wie wird Kunst digital erfahrbar?“
Julia Mai ist rückblickend noch immer beeindruckt von den vielen Bewerbungen für das Programm, obwohl die Anforderungen „sehr hoch waren“. Doch offenbar sei mit dem Programm ein Bedarf angesprochen worden. Den gebe es auch weiterhin, sagt Mai und ergänzt: „Auch die Länder reagieren, etwa indem sie Stellen einrichten.“ So hat Baden-Württemberg eine Digitalmanagerstelle für Museen und Berlin hat Resilienz-Dispatcher, die sich spezifischer Themen des digitalen Wandels in Kultureinrichtungen annehmen.“
Zusammenfassend stellt sie fest: „Ich bin sehr, sehr glücklich, dass alle 15 Verbünde innovative Dinge ausprobiert und alle ihre Projekte umgesetzt haben.“
Warum es in diesem Fall problemlos geklappt hat, hat aus ihrer Sicht vor allem einen Grund. Es war die Pandemie, die den Institutionen kurz nach Bewilligung der Förderungen sehr deutlich gemacht habe, wie wichtig der digitale Wandel für sie ist.

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