12.07.2024

Digitalisierung Kulturerbe Museum

Die Kelten – Bilder, Mythen, Götter

Die Archäologische Staatssammlung hat ein digitales Konzept zur Vermittlung entwickelt. Die Userinnen und User entedcken spielerisch die Welt der Kelten. Screenshot
Die Archäologische Staatssammlung hat ein digitales Konzept zur Vermittlung entwickelt. Die Userinnen und User entedcken spielerisch die Welt der Kelten. Screenshot

Die Archäologische Staatssammlung München, die Hochschule Darmstadt und die Virtual Reality Agentur videoreality/TimeLeapVR haben in einer gemeinsamen Kooperation eine digitale Erweiterung einer ehemals analogen Ausstellung, die die Kelten zum Thema hatte, entwickelt. Studierende der Studiengänge „Augmented and Virtual Reality Design“ und „Expanded Media“ sowie das Museumsteam haben die Ausstellung „Die Kelten – Bilder, Mythen, Götter“ in eine virtuelle Welt übertragen, die die Bildsprache und Kunst einer vergangenen Ära digital erlebbar macht.

Die virtuelle Ausstellung basiert auf der analogen Sonderausstellung „Die Bilderwelt der Kelten, die 2018/19 im kelten römer museum manching, einem Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung, zu sehen war. Die digitale Erweiterung „Die Kelten – Bilder, Mythen, Götter“ nimmt Besucherinnen und Besucher – beziehungsweise die Userinnen und User – mit in die Welt der Latènekultur, welche das kulturelle und künstlerische Erbe Mitteleuropas vom 5. bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. maßgeblich prägte. Die Experience zeigt den Benutzenden die Vielfalt und den Reichtum der keltischen Kunst und Lebensweise. Zudem hebt sie die einzigartige Ornamentik und Stilrichtungen hervor, die durch etruskische, griechische und skythische Einflüsse geprägt wurden. Im Spiel entdecken die Userinnen und User beeindruckende figürliche Darstellungen, wie sie für die Latène-Zeit üblich waren. Aber auch die typische Tierwesen und mythische Motive der damaligen Zeit werden beschrieben und mit Informationen zu deren Symbolik vermittelt. Interessierte erhalten einen tiefgehenden Einblick in die Welt der Kelten, deren religiös-mythische Bedeutungen und die vielschichtige Symbolik ihrer Kunst. Während die analoge Ausstellung auf passives Betrachten setzte, fördert die digitale Version nun aktive Interaktivität.

Ansicht des Spiels mit einem Avatar vor einer Schatztruhe. Screenshot
Spielansicht mit einem Avatar und einem Informationstext zu einem keltischen Objekt. Screenshot

Spielerisch die keltische Kultur entdecken

Im Wintersemester 2023/24 fand das Studierendenprojekt an der Hochschule Darmstadt statt. Über ein Semester arbeiteten sechs Studierende im Rahmen des Kurses „Virtual Reality Project Management“ von November 2023 bis Februar 2024 an dem Projekt. Sie schufen in der Zeit eine beeindruckende virtuelle Web-Experience und sorgten damit für Begeisterung. So teilte Prof. Dr. Rupert Gebhard, Sammlungsdirektor der Archäologischen Staatssammlung und Dozent an der LMU München mit „Ich habe in 25 Jahren an der Universität noch kein vergleichbares Studierendenprojekt von solch hoher Qualität gesehen.“ Die Zusammenarbeit mit dem Museum wurde von den Dozenten Julian Hölgert und Michael Gödde von der Virtual Reality Agentur videoreality / TimeLeapVR initiiert. Ihr Plan war es den Studierenden praxisnahe Erfahrungen in einem realitätsnahen Projektumfeld zu ermöglichen.
Bei der Gestaltung des Projekts wurde daher von Beginn an darauf geachtet, dass die Rahmenbedingungen möglichst real sein sollten. Durch eine fiktive Projektausschreibung der Archäologischen Staatssammlung München erhielten die sechs Studierenden die Gelegenheit, sich mit realistischen Kundenbedürfnissen auseinanderzusetzen und sich auf diese einzustellen. Eine perfekte Gelegenheit für sie, ihre Fähigkeiten in einem professionellen Kontext zu beweisen. Abgestimmt mit der Archäologischen Staatssammlung entwickelten sie eigenständig das Konzept, und schufen ein innovatives kulturelles Erlebnis, das die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart sowie zwischen physischem und digitalem Raum verschwimmen lässt. Unter Zuhilfenahme der Game-Engine Unity wurde eine 3D-Umgebung geschaffen, in der Besucherinnen und Besucher einen geheimnisvollen, nebligen Wald, einen keltischen Hain, erkunden können. Dieser Hain ist in dem Spiel „Die Kelten – Bilder, Mythen, Götter“ mit 3D-Modellen keltischer Artefakte gefüllt ist. Die Userinnen und User erhalten zum einen Informationen, die den Fundort, dass Material, die Maße sowie eine Beschreibung zu den Objekten enthalten. In den Beschreibungen werden außerdem auch die Symboliken der gezeigten Objekte erläutert. Zudem ist das Spiel noch mit einer Aufgabe für die Benutzenden versehen. Sie müssen die gefundenen Objekte in einem digitalen Notizbuch festhalten. Mittels eines Klicks auf das Notizbuch kann man die Informationen zu den gesammelten Objekten nochmals abrufen. So wird spielerisch neben der Kultur und auch die Symbolik der Keltenwelt vermittelt.

Präsentation des Spiels durch die Studierenden.
Präsentation des Spiels durch einen Teil der Studierenden. Foto: Hochschule Darmstadt / videoreality GmbH

Digitale Vermittlung von Kulturgütern

Ein Teil der in der virtuellen Welt gezeigten Objekte sind originale Exponate, die stammen aus den Beständen der Archäologischen Staatssammlung stammen. Die restlichen virtuellen Objekte wurden allerdings überwiegend von den Studierenden selbst erstellt, die so eine Gelegenheit hatten, ihrer Fantasie miteinzubringen. Während des Projekts wurde das interdisziplinäre, engagierte Team, bestehend aus Md Zunaed Alam Tanim, Paul Lakos, Bruno Müller, Oscar Pohl, Lars Skogseide und Charlotte Paulsen, wissenschaftlich von Dr. Brigitte Haas-Gebhard und Dr. Holger Wendling von der Archäologischen Staatssammlung in München betreut. Julian Hölgert und Michael Gödde sind stolz auf ihre Studierenden und loben: „Sie haben unter extrem knappen Zeitbedingungen einen tollen Job gemacht! Die Zusammenarbeit mit einem echten Kunden ist für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation.“
Die Web-Experience „Die Kelten – Bilder, Mythen, Götter“ eröffnet eine neue Dimension der kulturellen Erfahrung und macht die Ausstellung „Bilderwelt der Kelten“ weltweit auf spielerische und interaktive Weise zugänglich. Das Projekt zeigt eindrucksvoll die Möglichkeiten der digitalen Vermittlung von Kulturgütern und dient als Inspiration für zukünftige virtuelle Ausstellungserlebnisse. Ab Donnerstag, dem 11. Juli, kann dann jede und jeder die Web-Experience über die Website der Archäologischen Staatssammlung abrufen und in die Welt der Kelten digital abtauchen.

Für den September haben die Museumsverantwortlichen zudem ein Keltenwochenende geplant, das dann die digitalen und analogen Elemente im Museum miteinander verknüpfen soll. Das Keltenwochenende findet am 14. und 15. September in der Archäologischen Staatssammlung in München statt. Das Programm befindet sich momentan noch in der Finalisierungsphase.

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