28.06.2024

Ausstellungen Digitalisierung Museum

Alte Meister digital entdecken

Das Wallraff-Richartz-Museum verbindet in seinem neuen Projekt Analoges mit Digitalem. © Laurens Lamberty / Wallraff-Richartz-Museum & Foundation Corboud via Wikimedia Commons (gemeinfrei)
Das Wallraff-Richartz-Museum verbindet in seinem neuen Projekt Analoges mit Digitalem. © Laurens Lamberty / Wallraff-Richartz-Museum & Foundation Corboud via Wikimedia Commons (gemeinfrei)

Eine neue Website enthüllt die Geheimnisse alter Meister. Ab sofort bietet das Wallraf-Richartz-Museum in Köln faszinierende Einblicke in Kunst und Forschung mit seiner neuen Internetseite. Es kombiniert dabei analoge und digitale Welt und lädt zu einer spannenden Entdeckungsreise in die Welt der alten Meister ein.

Dank spannendem Storytelling und spielerischem Design werden 700 Jahre Malerei in neuem Licht dargestellt und ein breites Publikum wird für die Tricks der alten Meister begeistern. Die Userinnen und User haben die Möglichkeit mit Kunsttechnologinnen vom Wallraf-Richartz-Museum, berühmten Kunstschaffenden von Dürer bis van Gogh über die Schulter zu schauen. Spannende Geschichten, aufwendige Videos und magische „Curtain Views“ machen dabei Unsichtbares sichtbar. Sie spüren erstaunliche Techniken auf und enthüllen so manchen Kunstgriff der alten Meister. Die Expertinnen und Experten des Wallraf-Richartz-Museums aus der „Abteilung für Restaurierung und Kunsttechnologie“ berichten in acht spannenden Kapiteln über die Entstehung bedeutender Gemälde. Sie beginnen bei der Auswahl eines geeigneten Bildträgers und enden beim Firnisauftrag, dem perfekten Finish eines Gemäldes.
Im ersten der acht Kapitel lernen die User mehr über Ausbildung zur Malerin oder Maler. Die darauffolgenden Kapitel stellen die verschiedenen Bildträger vor sowie den Aufbau eines Gemäldes beginnend mit der Grundierung über die Unterzeichnung bis hin zum Firnis. Es werden auch die verschieden Farben wie Tempera und Ölfarbe sowie deren Herstellung ausführlich vorgestellt. Dabei werden auch die Unterschiede zwischen beiden Farben erläutert. Ein Unterkapitel widmet sich den Pigmenten und deren Geschichte, so zeigt eine Zeitleiste, ab wann welches Pigment bekannt war. Ausführlich werden verschiedenen Techniken des Farbauftrags und der Malweise vorgestellt, so lernt der User unter anderem die akademische Malweise des 19. Jahrhunderts kennen aber erfährt auch was es mit dem Ausdruck „alla prima“ auf sich hat. Neben Farben benötigen Malerinnen und Maler noch verschiedenste Werkzeuge. Neben Pinseln können das auch Finger oder Werkzeuge wie Federn oder Palettmesser sein. Ein eigenes Kapitel widmet sich den Pentimenti, die sich häufiger in den Werken der alten Meister finden lassen. Pentimenti bezeichnen Veränderungen, die im Werkprozess entstanden sind und leitet sich von dem italienischen Wort pentirsi, was zu deutsch bereuen bedeutet, ab. Die Pentimenti können während des gesamten Werkprozesses von der Unterzeichnung bis hin zu den letzten Farbaufträgen erfolgen. Anhand von Beispielen aus der Sammlung des Wallraff-Richartz-Museums werden solche Veränderungen gezeigt. Zudem erklären die Macherinnen und Macher der Website wie man den Pentimenti auf die Spur kommt. Das abschließende Kapitel widmet sich dem Firnis. Darin wird ausführlich erklärt, woraus er besteht und wie er aufgetragen wurde. Zudem wird auch aufgezeigt, warum man auf moderneren Gemälden oftmals keine Firnisschicht mehr findet.
In jedem Kapitel haben die Userinnen und User die Möglichkeit weitere Informationen zu bestimmten Inhalten zu bekommen. Das funktioniert in der Regel durch anklicken und es öffnen sich ein neues kleines Fenster, in dem zum Beispiel Begriffe erklärt werden. Zudem zeigt ein Pluszeichen in den gezeigten Werken an, wenn es zu einem bestimmten Teil des Gemäldes weitere Informationen gibt. Das Angebot wird zudem durch Videos ergänzt, in den unterschiedliche Arbeitsschritte gezeigt werden. Und in den Kapiteln sind auch Informationen zu den Untersuchungsmethoden zu finden, mit denen die Expertinnen und Experten den alten Meistern auf die Spur kommen.
Kunstliebhabende können jederzeit und überall in englischer und deutscher Sprache in die faszinierende Welt der Malerei eintauchen. Danach werden sie Bilder anders betrachten. Um die Digital Story auch im Museum erzählen zu können, versieht das Wallraf-Richartz-Museum einige seiner Bilder mit „Entdeckt!-Buttons“ und schafft dadurch eine Verbindung von digitaler und analoger Kunstwelt.

Eine neue Website gewährt Einblicke in die Geheimnisse alter Meister. © Wallraff-Richartz-Museum

Großes Interesse an Maltechniken

Die Website basiert auf der Ausstellung „Entdeckt!“. Die Maltechniken von Martini bis Monet, die im Winter 2021/22 im Wallraf-Richartz-Museum zu sehen war. Die Ausstellung beleuchtete die Geschichte der europäischen Malerei und setzte dabei einen Schwerpunkt auf Materialien, Techniken und Entstehungsprozesse. Begleitend zu der Ausstellung fand eine Publikumsumfrage statt. Dabei wurde ermittelt, dass sich viele Museumsbesuchende, unabhängig von Alter und Geschlecht mehr Informationen zu maltechnischen Themen wünschen. Zudem wurde deutlich, dass Informationen nicht nur in Form von Text, sondern auch unter Zuhilfenahme von bewegten und unbewegten Bildern wirkungsvoll sind, um Malmaterialien, Techniken und Produktionsprozesse von Kunstschaffenden zu verdeutlichen. Auch stellte sich bei der Umfrage, die im Rahmen der Dissertation „Rahmenwechsel. Kunstwissenschaft und Kunsttechnologie im Austausch“ von Verena Bergmann (vormals Wallner) herasu, dass das Interesse an maltechnischen Inhalten in Ausstellungen bei den 30- bis 50-Jährigen mit circa 85 Prozent am größten ist. Auch die unter 30-Jährigen bekunden mit 80 Prozent ein starkes Interesse an diesen Themen. Dieser Umstand erfuhr dann auch bei der Weiterentwicklung der Museumsangebote besondere Berücksichtigung. Der Inhalt, das Layout und die Sprache wurden vorzugsweise so abgestimmt, dass sie sich der besonders interessierten Zielgruppe der unter 50-Jährigen anpassten. Das Ziel ist es dabei, möglichst viele für die Kunst und die Techniken der alten Meister zu begeistern. Die drei Kölner Kunsttechnologinnen Iris Schaefer, Caroline von Saint-George und Kristin Krupa sind verantwortlich für die Digital Story, die von der Augsburger Agentur Waldmann + Weinold realisiert und von der Volkswagen Stiftung, der Universität Konstanz und der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart unterstützt wurde.

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