10.10.2024

Ausstellungen Museum

Rembrandt und Hoogstraten in Wien

Eine Ausstellung im Kunsthistorischen Museum in Wien widmet sich den Künstlern Rembrandt und Van Hoogstraten. © KHM-Museumsverband
Eine Ausstellung im Kunsthistorischen Museum in Wien widmet sich den Künstlern Rembrandt und Van Hoogstraten. © KHM-Museumsverband

Das Kunsthistorische Museum in Wien präsentiert in einer großen Ausstellung Werke Rembrandts und seines Schülers Hoogstraten. Beide Künstler waren Meister des Illusionismus, das Museum stellt nun die Arbeiten des Lehrers und des Schülers gegenüber und lädt in eine Welt voller Illusionen ein.

Das Kunsthistorische Museum Wien veranstaltet erstmals eine große Sonderausstellung zu Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606–1669). Diese Schau präsentiert eine in Österreich noch nie dagewesene Sammlung von Hauptwerken des holländischen Barockmeisters. Dabei wird ein besonderer Ansatz gewählt: Rembrandts Gemälde werden denen seines talentierten Schülers Samuel van Hoogstraten (1627–1678) gegenübergestellt.
In Rembrandts Werkstatt gab es einen intensiven Austausch über künstlerische Herausforderungen. Beide Künstler verstanden sich als forschende Maler, die ständig nach neuen Wegen suchten, um die Natur und optische Phänomene realitätsnah darzustellen. Rembrandts beeindruckende Fähigkeiten in der Illusionstechnik hinterließen einen tiefen Eindruck bei Van Hoogstraten und prägten dessen künstlerisches Schaffen.
Die Ausstellung vereint Werke aus verschiedenen Genres, die den künstlerischen Wettstreit und die eigene Entwicklung der beiden Maler zeigen. Besonders Van Hoogstraten, der am Wiener Hof großen Erfolg hatte, wird hervorgehoben. Seine 1678 erschienene „Einführung in die Hohe Schule der Malkunst (Inleyding)“, eine singuläre Quelle über die Malkunst, bietet zudem wertvolle Einblicke in Rembrandts Werkstattpraxis und seine kunsttheoretischen Überzeugungen.

Die Ausstellung widmet sich auch einem Traktat von Van Hoogstarten, das unter andrem zum Nachruhm seines Lehrers Rembrandt beitrug. © KHM-Museumsverband
Die Ausstellung widmet sich auch einem Traktat von Van Hoogstarten, das unter andrem zum Nachruhm seines Lehrers Rembrandt beitrug. © KHM-Museumsverband

Bedeutende Leihgaben

In der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts spielt das Licht eine zentrale Rolle, insbesondere bei der Darstellung von Illusionen, die alle Sinne ansprechen. Rembrandt und Van Hoogstraten waren Meister des Illusionismus. Die Auswahl von rund 60 Werken hebt ihre Experimente mit Farbe und Licht hervor. Ebenfalls deutlich wird in der Ausstellung, dass die beiden Künstler Meister darin waren täuschend echt wirkende Wirklichenkeiten zu schaffen. Dabei treten Gemälde aus allen Schaffensphasen beider Maler in einen spannenden Dialog, der den Besucherinnen und Besuchern Einblicke in Gemeinsamkeiten, Entwicklungen und das künstlerische Wechselspiel der beiden Künstler gibt. Aber auch die individuellen Entwicklungen der jeweiligen künstlerischen Œuvres zeichnet die Schau nach. Van Hoogstraten, der auch an Kaiser Ferdinands III. (1637–1657) Wiener Hof erfolgreich war, wird in dieser Schau besonders gewürdigt.
Die Ausstellung vereint erstmals Rembrandt- und Hoogstraten-Bestände des Kunsthistorischen Museums, darunter bedeutende Werke wie Rembrandts „Großes Selbstbildnis“, „Die Prophetin Hanna“ oder Van Hoogstratens „Alter Mann im Fenster“. Ergänzt wird die Schau durch bedeutende Leihgaben aus nationalen und internationalen Museen, etwa Rembrandts „Mädchen im Bilderrahmen“ aus dem Königlichen Schloss in Warschau, seine „Junge Frau im Bett“ aus den National Galleries of Scotland in Edinburgh und Van Hoogstratens „Perspektivische Ansicht mit einem lesenden jungen Mann“ aus dem Dordrechtsmuseum sowie das „Augenbetrüger-Stillleben“aus der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Weiterer bedeutende Museen und auch private Sammlerinnen und Sammler steuern Leihgaben bei.
Das Museum Het Rembrandthuis in Amsterdam ist wissenschaftlicher Partner der Ausstellung, die auch zur Erforschung der Epoche und ihrer Faszination für Illusionen beiträgt. Beide Ausstellungen werden durch internationale Forschung begleitet, die in den ersten Catalogue raisonné zu Van Hoogstraten einfließen. Die Werke aus der Sammlung des Kunsthistorischen Museum in Wien wurde zudem aufwändig technologisch untersucht und verdeutlichen die innovativen Ansätze der beiden Maler.

Arbeiten wie die "Junge Frau im Bett" von Rembrandt sind ebenso zu sehen wie
"Junge Frau im Bett" von Rembrandt
das "Mädchen im Bilderrahmen" ebenfalls von Rembrandt oder auch
"Mädchen im Bilderrahmen" von Rembrandt
"Perspektivische Ansicht mit einem lesenden jungen Mann in einem Renaissancepalast" von Van Hoogstraten und
"Perspektivische Ansicht mit einem lesenden jungen Mann in einem Renaissancepalast" von Van Hoogstraten
"Alter Mann im Fenster" ebenfalls von Van Hoogstraten
"Alter Mann im Fenster" von Van Hoogstraten

Figuren treten aus dem Rahmen heraus

Zu Beginn der Ausstellung begegnen die Besucherinnen und Besucher den beiden Künstlern in frühen Selbstbildnissen, die ihre enge stilistische Verbindung zeigen. Bereits in dieser frühen Arbeit des erst 18-jährigen Van Hoogstarten lässt sich sein Talent erkennen und die stilistische Anlehnung an seinen Lehrmeister wird besonders deutlich. Die Schau beleuchtet den meisterhaften Umgang mit Licht und Farbe, der den Werken eine dreidimensionale und lebendige Wirkung verleiht. Ein Highlight in dieser Hinsicht ist Rembrandts „Die heilige Familie mit dem Vorhang“ aus dem Schloss Wilhelmshöhe in Kassel. Das Traktat „Inleyding“ Van Hoogstratens ist eine bedeutende Quelle für das Verständnis der Kunst Rembrandts. Zugleich lieferte der Schüler Rembrandts damit auch einen wichtigen Beitrag zum Nachruhm seines Lehrmeisters.
Im zweiten Raum der Schau widmet man sich den illusionistischen Effekten, bei denen die Künstler meisterhaft mit Rahmung, Licht und Perspektive spielen und so wahre Augentäuschereien schaffen. Beide Künstler haben bei der Herstellung ihrer Werke Rahmung, Positionierung, Farbgebung und Beleuchtung im Hinblick auf den Anbringungsort mitgedacht. Gerade Rembrandt beherrschte dies und spielte in seine Porträts immer wieder mit den Grenzen des Wahrnehmbaren. Sein Schüler eiferte ihm in dieser Hinsicht nach und versuchte sogar seinen Meister zu übertrumpfen. Besonders beeindruckend sind dann auch die Werke, in denen die Figuren förmlich aus dem Bildrahmen heraustreten, wie Rembrandts „Mädchen im Bilderrahmen“ oder Van Hoogstratens „Alter Mann im Fenster“. Van Hoogstarten macht dann Trompe-l’œil-Gemälde zu seinem Signet.

Das Werk Rembrandts "Heilige Familie mit dem Vorhang" gehört zu den Highlights der Ausstellung.
Das Werk Rembrandts "Heilige Familie mit dem Vorhang" gehört zu den Highlights der Ausstellung.

Brückenschlag in die Gegenwart

Van Hoogstraten entwickelte sich zu einem vielseitigen Künstler, der verschiedene Stile meisterte und auf die Vorlieben seiner Auftraggeber eingeht. Neben Stillleben gehören auch Genrebilder und Allegorien zu seinem breiten Œuvre. Besonders beeindruckend sind seine Architekturperspektiven, darunter der „Innere Burgplatz in Wien“, ein illusionistisches Meisterwerk, das ihm große Erfolge am Kaiserhof einbrachte. Das besondere Highlight dieses Werks war die gangbare Uhr.
Rembrandt, der sich als forschender Künstler verstand gab diese Auffassung auch an seinen Schüler weiter. Beide zeigten ein reges Interesse an den Naturwissenschaften, insbesonder Optik, Natur-Lichtspiele und Kammerlicht stießen dabei auf ihr Interesse. In Kabinetten wird in der Ausstellung weiteres Wissen vermittelt. Eindrücke aus der Werkstatt und deren Praktiken werden anhand des Traktats vermittelt und Untersuchungsergebnisse zu den Werken beider Künstler präsentiert sowie ihre Maltechniken gegenübergestellt.
Der letzte Ausstellungssaal widmet sich der Historienmalerei, die als höchste Kunstform galt. Rembrandts Werke wie „Juno“ aus dem Hammer Museum in Los Angeles illustrieren seinen meisterhaften Umgang mit Licht und Theatralik. Zum ersten Mal ist auch Van Hoogstratens „Triumph der Wahrheit und Gerechtigkeit“ in der er sich mit der Antike auseinandersetzt zu sehen.
Illusionistische Kunst fasziniert bis heute, in einer Zeit von virtuellen Realitäten und KI-generierten Bildern. Ein interaktiver Raum am Ende der Ausstellung lädt das Publikum ein, mit dieser zeitlosen Kunstform zu spielen. Eine 3D-Rekonstruktion von Van Hoogstratens Perspektivkasten und weitere interaktive Elemente schlagen eine Brücke zur Gegenwart.

Die Ausstellung „Rembrandt-Hoogstraten. Farbe und Illusion“ wurde von Sabine Pénot, Kuratorin für Altniederländische und Holländische Malerei, kuratiert. Sie findet vom 8. Oktober 2024 bis zum 12. Januar 2025 im Kunsthistorischen Museum in Wien statt.

 

 

"Der Innere Burgplatz in Wien in einem fingierten Rahmen"
Van Hoogstraten war ein vielseitiger Maler. Seine Architekturperspektiven wie hier "Der Innere Burgplatz in Wien in einem fingierten Rahmen" sind jedoch besonders beeindruckend.

„Junge Frau im Bett“ © National Galleries of Scotland, Foto: Antonia Reeve
„Mädchen im Bilderrahmen“ © The Royal Castle in Warsaw – Museum, Foto: Andrzej Ring, Lech Sandzewicz
„Perspektivische Ansicht mit einem lesenden jungen Mann in einem Renaissancepalast“ © Dordrechts Museum, Foto: Bob Strik, Reprorek – all rights reserved
„Alter Mann im Fenster“ © KHM-Museumsverband
„Heilige Familie mit dem Vorhang“ © Hessen Kassel Heritage, Gemäldegalerie Alte Meister, Foto: Arno Hensmanns
„Der Innere Burgplatz in Wien in einem fingierten Rahmen“ © KHM-Museumsverband

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